Leseflüssigkeit

Leseflüssigkeit

Die Förderung von Leseflüssigkeit ist ein zentrales Anliegen der Grundschule. Leseflüssigkeit gilt als eigenständige Dimension von Lesekompetenz und zentrale Brückenfunktion zwischen Dekodierleistungen und Textverstehen. Sie wird nicht nebenbei von Schülern entwickelt, sondern muss systematisch vermittelt werden. Leseflüssigkeit besteht aus den vier Dimensionen Dekodiergenauigkeit, Automatisierung, Lesegeschwindigkeit und Prosodie. Erst wenn ein Kind mühelos und prosodisch angemessen in einer ausreichenden Geschwindigkeit liest, werden kognitive Ressourcen für sinnkonstituierende Prozesse frei. Während v. a. im anglo-amerikanischen Raum Methoden zur Förderung der Leseflüssigkeit evaluiert wurden, steht die deutsch-didaktische Forschung hier noch am Anfang. Zu nennen sind hier die Lautlesetandems (Nix 2011) und das Konzept Lesen mit Hörbuch (Gailberger 2013). Unsere bisherigen Forschungen zeigen, dass eine nicht differenzierte Förderung mit Hörbüchern im Klassenverband zu Fortschritten vor allem bei den besseren Lesern führt. Wir individualisieren nun die Methode Lesen mit Hörbuch. Jedes Kind hört ein Hörbuch und liest den Text gleichzeitig am Tablet mit. Die Sprechgeschwindigkeit wird individuell an die Lesegeschwindigkeit des Kindes angepasst und dabei um eine noch zu ermittelnde Spanne erhöht. Das zwingt den Leser zu einer schnelleren, weitgehend automatisierten Dekodierung. Gleichzeitig dient der professionelle Hörbuchsprecher als Modell für eine angemessene Intonation und unterstützt so das Textverstehen. Durch die Anpassung der Lesegeschwindigkeit an individuelle Voraussetzungen erhoffen wir uns eine stärkere Förderung aller Kinder, vor allem auch der schwachen Leser. Darüber hinaus kann auch die Lektüre nach individuellen Neigungen und Vorlieben ausgewählt und somit Lesemotivation gestärkt werden.

Darstellung der Projektprinzipien

Verknüpfung real/virtuell:
Kombination aus analogem (dargestelltem) Text und digitaler (auditiver) Wiedergabe spiegelt Lese-Lernprozess wider (gedruckte Buchstaben → gesprochene Wörter → Zuordnung einer Bedeutung). Dies geschieht hier durch Lernen am Modell. Gleichzeitig können auch schwächere Leser große Textmengen verarbeiten und spannende Geschichten hören/ lesen.
Anschlussfähigkeit Sek. I:
Grundlagen für die Entwicklung der Leseflüssigkeit und damit auch des schnellen Lesens und Erfassens von Textbedeutung werden in der Grundschule gelegt und in der Sek. I fortgeführt. Die Methode ist darauf ausgelegt, auch in höheren Schulstufen Anwendung zu finden.
Fachdidaktische Fundierung:
Leseflüssigkeit als eigenständige Dimension von Lesekompetenz und damit zentrale Brückenfunktion zwischen Dekodierleistungen und Textverstehen. Leseflüssigkeit wird nicht quasi nebenbei von Schülern entwickelt, sondern muss systematisch vermittelt werden.